Wenn man oft von Shake Stew als Österreichs Jazzband „der Stunde“ liest, dann ist das nicht ganz aktuell. Was sich seit der Gründung dieser im Jahr 2016 vom Bassisten Lukas Kranzelbinder ins Leben gerufenen Ausnahmeformation entwickelt hat, lässt sich allerdings auch nicht so leicht zusammenfassen.
Mit ihrer Premiere am Jazzfestival Saalfelden und dem darauffolgenden Debütalbum „The Golden Fang“ startete Shake Stew quasi aus dem Nichts einen Erfolgslauf durch die Ohren Europas, der seither nicht abzureisen scheint. Nachdem sie im Frühjahr 2017 als Stage Band im Wiener Club Porgy & Bess für Furore sorgten, dauerte es nicht lange, bis auch die ganz großen Festivals auf sie aufmerksam wurden. Dass eine junge österreichische Formation bereits im dritten Jahr ihres Bestehens Einladungen zum Montreal Jazz Festival, North Sea Jazz Festival, Frankfurt Jazz Festival, Istanbul Jazz Festival, sowie Auftritte von Jazz au Chellah in Marokko bis hin zum Eurojazz Festival in Mexiko vorzuweisen hat, ist in dieser Form absolut einzigartig. Die Tageszeitung Der Standard bezeichnete Shake Stew als „magisch“, die „Presse“ titelte mit „Das Wunderensemble“ und als das Septett 2018 sein zweites Album „Rise and Rise Again“ vorlegte, griff auch Klaus Nüchtern in der Wochenzeitung der FALTER den Hype um die Band auf: „In so geilomatöse Stratosphären der Hipness und Bedeutsamkeit wie Wanda oder Bilderbuch kann eine heimische Jazzcombo natürlich nie vordringen, aber wenn es einer gelungen ist, dem nahezukommen, dann sind das Shake Stew. The Aufstieg never stops!“.
Von da an war es nur noch eine Frage der Zeit, bis auch internationale Medien auf die Band des „Bass-Senkrechtstarters“ (Süddeutsche Zeitung) Lukas Kranzelbinder aufmerksam wurden und so passierte im September 2018 etwas in dieser Form noch nicht Dagewesenes: Die deutsche Wochenzeitung DIE ZEIT schickte ihren Journalisten Ulrich Stock für ganze fünf Tage nach München, um die Sommerresidenz der Band im Jazzclub Unterfahrt genau mitzuverfolgen und darüber zu berichten. Daraus entstand eine ganzseitige Reportage im Feuilleton des Qualitätsblattes, die vor Euphorie nur so überkochte: „Was ich hörte, haute mich um. Grandiose Rhythmen, schmelzende Bläser, hypnotischer Funk-Beat-Swing-Afro-Jazz-Rock-Rhythm-and-Irgendwas. Ich war so gebannt, ich konnte kaum aufstehen. Inzwischen weiß ich, dass andere Hörer ähnliche Initiationserlebnisse hatten; etwas geht von dieser Band aus, das neu und besonders ist – und ungemein attraktiv.“
Und so hält Shake Stews Status als österreichische Jazzband „der Stunde“ mittlerweile schon mehrere Wochen und Monate – ja bald Jahre – an und wer das zweitägige Gastspiel des Septetts im Porgy & Bess Anfang dieses Jahres miterleben konnte, der weiß, warum der NDR Shake Stew schon jetzt als „Kultband“ bezeichnet: Beide Abende ausverkauft, insgesamt knapp 900 Zuhörer*innen, die sich in den Club drängten, um die neuesten Klänge der mit zwei Schlagzeugen, zwei Bässen und drei Bläsern so ungewöhnlich besetzten Formation zu hören.
Jetzt ist es soweit und während man die Klänge des letzten Albums noch deutlich im Ohr hat, wird schon wieder neues Material eines – zumindest vorerst – scheinbar unerschöpflich wirkenden musikalischen Outputs in die Welt geschickt: „Gris Gris“ titelt das bereits dritte Studioalbum von Shake Stew und schon der mysteriöse Titel dient als Indikator für die einzigartige Klangreise, auf die die Band ihre Zuhörer*innen diesmal entführt. Freuen sie sich auf einen einzigartigen Abend!